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Conversations with Dead People

(Ok, hier geht es nicht um Tote, bei dem Überschriften-Brainstorming kam mir nur dieser Buffy-Episodentitel in den Kopf und wann immer ich Buffy einbringen kann, will ich das tun.)

Ich hab ja schon öfter (hier oder hier z.B.) über meine/unsere Probleme mit der Akzeptanz geschrieben. Dass da innerlich ein Hickhack passiert, der ermüdet. Aber vielleicht fällt es Außenstehenden schwer, sich darunter etwas vorzustellen; speziell wenn es um so simple Alltagsthemen geht, wie ins Kino zu gehen. Manchmal sogar vor dem Einkaufen btw.

Ladies, Gentlemen and everybody, we proudly (well, not so much) present

DER DIALOG

Mitwirkende: Mein Gehirn in verteilten Rollen

INNEN – WOHNZIMMER – VORMITTAG

ICH

(hochmotiviert)

“Ui, Birds of Prey* läuft. Soll ich heute Abend mal ins Kino gehen? Ich hätte Bock, den auf großer Leinwand zu sehen.”

“Naja, aber es wird da sehr dunkel sein und dann gehen die Türen zu und es wird laut, da könntest du eine Attacke kriegen.”

“Ok, dann lieber nicht.”

“Aber andererseits kannst du ja auch jederzeit raus, wenn es dir nicht gut geht.”

“Hm, stimmt auch wieder. Ja, dann geh ich.”

“Aber das ist ja schon noch ziemlich lange bis dahin, dann machst du dich ja schon auch verrückt und wenn es dann heute Abend so weit ist, ist die Chance größer, dass du eine Attacke kriegst.”

“Oh, stimmt, hab ich so noch gar nicht gesehen. Naja, lieber ein anderes Mal.”

“Aber du sagst ja schon ziemlich oft, dass du es lieber ein anderes Mal machst und dann verschiebst du es auf ‘Nie’, ne?”

“Hast Recht, eigentlich sollte ich das einfach mal durchziehen. Ich geh hin!”

“Wie fühlst du dich denn dabei, wenn du weißt, dass du da rein gehst und wenn du raus kommst, ist es draußen schon dunkel? Ich meine, das ist ja schon ein Zeichen dafür, dass das wirklich lange dauert, oder?

“Ja schon. Mal checken, wie lange der Film denn geht. 96 Minuten. Naja, anderthalb Stunden.”

“Du hast schon längere Filme geschafft.”

“Absolut richtig. Easy.”

“Aber man geht ja nicht rein und der Film fängt an. Man sollte ein bisschen früher da sein und dann gibt es Werbung, dann einige Filmvorschauen, dann noch mal Werbung und dann bist du schon eine halbe Stunde da und musst warten und du weißt, wie schlimm Warten für dich ist.”

“Ah fuck, ja, Warten mag ich echt überhaupt nicht! Wenn ich zuhause was gucke, dann muss ich nicht warten.”

“Stimmt. Aber dann bist du halt auch –mal wieder– zu hause geblieben, ne?”

“Richtig und ich hab mir ja vorgenommen, zumindest Sachen zu machen, auf die ich wirklich Bock habe. Vielleicht sollte ich mich doch überwinden.”

“Andererseits, Kino ist ja jetzt nicht sowas total Einmaliges, vielleicht solltest du dir diese Energie dann lieber sparen, für wenn mal ein Konzert ist, zu dem du wirklich hin willst.”

“Jo, so einmalig ist Kino nun wirklich nicht.”

“Verarscht! Heute hinzugehen kostet dich kein Stück Energie für das nächste Event! Wenn überhaupt ist es gutes Training!”

“Voll drauf reingefallen! Klar, jede Überwidnung ist Training!”

“Aber fühlst du dich fit genug? Ich meine, klar, trainieren ist wichtig, aber du solltest da schon körperlich gut drauf sein, damit das keine Niederlage wird und es beim nächsten Mal dann noch schwerer wird. Wie lange hast du geschlafen?”

“Hm, so knapp 6 Stunden? Das ist ja aber relativ normal für m..”

“Ah so wenig. Fühlst du dich denn wach?”

“Schon n bisschen müde, aber ich könnte ja vorher noch nickern.”

“Dann ist aber auch erst mal nach dem Aufwachen der Kreislauf wieder unten, ne?”

“Dann vielleicht joggen?”

“Wenn du dich zu sehr verausgabst, dann bist du zu kaputt um eine sich aufbauende Attacke angemessen zu bewältigen. Wie ist dein Herzschlag grad?”

“Gar nicht drüber nachgedacht. Warte, ich horch mal nach. Oh, jetzt wo du es sagst, spür ich ihn wirklich ganz schön deutlich.”

“Du weißt aber schon, dass in sich hineinhören und auf körperliche Signale horchen, ein sehr sicherer Weg ist, um eine Attacke zu bekommen, weil man IMMER irgendwas findet, wenn man nur nachschaut?”

“Ups!” (nimmt Hand vom Hals – Fun Fact: Die kleine Einbuchtung vorne am Hals ist mein persönlicher Nachfühlpunkt. Ich glaube, viele von uns haben so einen.)

“Also, wir sind uns einig, dass du auf jeden Fall hingehen solltest, ne?”

“…?”

Und so geht das dann den ganzen Tag. Las sich anstrengend? Ist es. Was jetzt nicht anstrengend war: Diesen Verlauf aufzuschreiben. Weil diese -“Einerseits…” -“Stimmt.” -“Aber andererseits…” -“Auch wieder wahr.”-Gedanken bei mir ganz automatisch fließen. Und eben weil das alles so anstrengend ist, ist es ja eigentlich auch total egal, wofür ich mich letztendlich entscheide. Hauptsache, ich entscheide mich, damit endlich Ruhe ist im Hirnkarton.

Irgendwie ist das ja nun auch nicht so ein spezielles Thema bei Paniker:innen, das kennt ja jede:r. Nur ist es vielleicht bei uns manchmal bei etwas elementareren Dingen.

Demnächst poste ich dann mal eine dazu passende Strategie, die mich schon des Öfteren ins Kino gebracht hat. Stay tuned!

*Birds of Prey hab ich übrigens gesehen. Im Kino. Zu zweit. “Mit einer Person ins Kino gehen” ist der Endgegner von “ins Kino gehen”. Noch mehr als “mit mehreren ins Kino gehen”.

Tiffi

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